Ute Schwambach · Künstlerin

1960
geboren in Sachsen-Anhalt (Ort)

1979-81
Ausbildung zur
Plakatmalerin und Dekorateurin in Haldensleben

2001-03
Ausbildung zur staatlich geprüften Gestalterin
im Handwerk an der Fachschule für
Technik und Gestaltung, Flensburg

LAG Kunst SH
(Landesarbeitsgemeinschaft Kunst
Schleswig-Holstein)

BBK SH
(Bundesverband Bildender Künstler
Schleswig-Holstein)

ute schwambach

künstlerin

Eine Einführung von Dr. Gabriele Hovestadt

Ute Schwambach lebt und arbeitet seit inzwischen über 30 Jahren in der Fördestadt Flensburg (Schleswig-Holstein). Hier findet sie das anregende und stimulierende Klima, dem sie ihre Motive verdankt: die Natur in ihren verschiedenen Spiel- und Wesensarten, Stadt- und Hafenansichten sowie Menschenbilder.
Zu den herausragenden und charakteristischen Merkmalen der Kunst von Ute Schwambach gehört ihr experimentelles Spiel mit Perspektiven und Wahrnehmung. Obwohl sie dem Figürlichen verbunden ist und damit das Erkennen ihrer Motive dem Betrachter selbstverständlich erscheint, vermögen ihre Bilder aufgrund der gewählten Anordnung von Bildelementen in ihrer Komposition zu befremden und zu irritieren.
Ein Beispiel hierfür ist das Bild „commercial colours“ (2021). Der erste Blick lässt an ein Hochhaus mit Fensterfront vor hellblauem Himmel denken, die Liniengebilde wecken Assoziationen an Stahlrohre. Rechts im Bild verlaufen vertikal die Holzplanken. Erst auf den zweiten Blick wird der Betrachter gewahr, dass das Bild eine andere Lesart in sich trägt. Das Containerschiff mit seinen farbenfrohen, aneinandergereihten Containern, die gespannten Taue und Stahldrähte, die das Schiff am Dock anbinden sowie die grafisch anmutenden Verstrebungen ergeben sich aus der gewählten Perspektive der Malerin: von oben herab auf die Fläche des Schiffes. Sie arrangiert die Bildelemente so geschickt, dass diese auch als aufrecht stehende Formen definiert werden können. Sicherlich kommt hier auch die Grafikerin zum Ausdruck, die das Spiel mit Strukturen, d.h. Linien, Diagonalen und Vertikalen in die Malerei einfließen lässt.
Das Element Wasser liegt ihr besonders am Herzen. Sie ist eine Meisterin darin, die Essenz von Wasser in seinen Erscheinungsformen in eine malerische Struktur zu übersetzen, so etwa in dem Bild „Johanna“ (2022), in dem sie eine junge Frau dicht unterhalb der Wasseroberfläche zeigt, die ihre Augen geöffnet hält und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Unter der Wasseroberfläche bewegen sich ihre Haare in sanften Wellen, ihr Arm ist kunstvoll tätowiert. Das Wasser ist eine wunderbare Möglichkeit, das malerische Können zum Ausdruck zu bringen. Wasser – so zeigt sich, ist der Ausdrucksträger, der die Gelassenheit der jungen Frau versinnbildlicht, die sich der Ruhe und dem Getragen-Sein hingibt. Der Blick der Malerin ist jener von suggestiver Nähe: sie schaut direkt von oben auf die Situation herunter. In dem Gemälde „Kleines Glück 2.0“ (2021) ist es einmal mehr die Wahl des Ausschnitts und der Perspektive: eine Frauenfigur, von der wir lediglich die wohlgeformten Füße und den Unterschenkel sehen, flaniert genüsslich am Strand entlang. Sowohl das glasklare, perlende Wasser als auch die zarte, vom Wind sanft bewegte Stofflichkeit des blauen Kleides zelebriert die Künstlerin im malerischen Akt.
Schon Oscar Wilde verkündete in „Der Verfall der Lügen“ (1889): „Ein großer Künstler sieht die Dinge niemals so, wie sie sind, denn wenn er sie so sähe, wäre er kein Künstler mehr.“ Die Kunst von Ute Schwambach verdeutlicht, dass es hier um mehr geht, als die Wirklichkeit mit künstlerischen Mitteln zu transponieren. Vielmehr versucht sie, die Gegebenheiten, die logisch und rational erscheinen, in einer künstlerischen Re-Lektüre neu zu inszenieren. Bezogen auf den Akt des Sehens bedeutet dies eine Herausforderung für den Betrachter: Staunen und Neugierde sollen geweckt werden, was aber rein strategisch auch bedeutet, dass der Betrachter seine Wahrnehmung erweitern darf. Was also zunächst unsere Sehgewohnheiten auf den Kopf stellt, hat die Aufgabe, das Gewohnte zu hinterfragen und gleichzeitig Orientierung zu geben. Ute Schwambach stellt sich die Aufgabe, indem sie beleuchtet, hinterfragt, Potentiale auslotet und diese Erkenntnisse künstlerisch kommuniziert.